17.06.2019 Autor: Steffi Schneider
Der Pfingstsonntag 2019 stand für den Dragons Club Leipzig, dem Drachenboot-Team der SG LVB Abt. Kanu, und das befreundete Team der Ghostdragons aus Halle (1. Hallescher Drachenbootverein e.V.) unter dem Motto „No grandi navi“ (italienisch für: keine großen Schiffe) und somit schon zum zweiten Mal ganz im Zeichen der Vogalonga in Venedig.
Die Vogalonga ist keine klassische Regatta, sondern eine Demonstration muskelbetriebener Boote gegen den motorisierten Verkehr und die damit einhergehende Verschmutzung der Lagunenstadt. Tagtäglich verkehren in der Region Venedig unzählige Motorboote, Wassertaxis und Fähren. Sogar Kreuzfahrtschiffe passieren die Innenstadt unmittelbar. Im Jahr 2018 brachten 600 Kreuzfahrtriesen so mehr als 1,5 Millionen Touristen nach Venedig. Und mit ihnen jede Menge Geld. Die Kreuzfahrer tragen jedoch nicht nur zum florierenden Tourismus bei, sondern auch zur Beschädigung der historischen Bauwerke: der starke Wellenschlag greift die Fundamente an, der enorme Schadstoffausstoß die Fassaden. Um auf diese Umstände aufmerksam zu machen, fand die Vogalonga in diesem Jahr zum 45. Mal statt.
Ein LKW der HELO GmbH Logistics & Services hatte beide Boote von Leipzig zur Einstiegsstelle auf der vor Venedig gelagerten Halbinsel Jesolo transportiert. Von dort starteten beide Boote um 7.15 Uhr um die ersten 10 km bis zur offiziellen Startlinie am Markusplatz hinter sich zu bringen. Mit dem pünktlich um 9 Uhr ertönenden Kanonenschlag und etwas Gänsehaut gingen 7.852 Teilnehmer in 2.002 Booten auf die 30 km lange Strecke. Mittendrin im bunten Gewimmel aus Ruderern, Kajakfahrern, venezianischen Traditionsbooten und vielen außergewöhnlichen Wasserobjekten: die beiden Drachenboote mit zwei Steuerleuten und 33 Paddlerinnen und Paddlern aus Leipzig und Halle. Boot an Boot schob sich die Paddelgemeinschaft entlang des ersten Teils der Strecke. Besonders die Konzentration der Steuermänner und Schlagreihen war hier gefragt um Kollisionen mit anderen Paddlern oder Ruderern zu vermeiden.
Mit einigen kleinen Pausen ging es bei sommerlich feucht-warmen Bedingungen entlang der traditionsreichen Strecke vorbei an den Inseln Vignole und Sant’Erasmo zur Insel Burano und weiter zur Glasbläserinsel Murano. Ein weiterer, kurzer Moment des Verschnaufens bevor nach 25 km der Höhepunkt auf alle wartete: die Einfahrt in den Canale Grande. Die letzten drei Kilometer durch das Herz Venedigs machten Erschöpfung und Schmerzen vergessen. Fröhliche, erschöpfte und vor allem staunende Paddler, die von hunderten begeisterten Menschen am Rand des Kanals bejubelt werden – das gibt es nur zur Vogalonga. Die Durchfahrt unter der berühmten Rialto-Brücke dann ein weiterer Gänsehautmoment, denn auch hier standen unzählige Menschen, die jedem ankommenden Boot, egal welcher Herkunft, applaudierten. Diese Eindrücke gehören zu den schönsten, die man als Wassersportler machen kann. Mit Überqueren der Ziellinie am Markusplatz erhielten alle Paddler ihre Medaillen und Urkunden und wurden somit zu offiziellen Vogatori, Bezwingern der Vogalonga.
Auf dem Rückweg zum Einstiegspunkt erlebten dann beide Boote die ganze Kraft der Fähren und Wassertaxis, die ab 15 Uhr wieder offiziell verkehren durften. Dank der Erfahrung und Nervenstärke der beiden Steuermänner, aber auch dank der vorausschauenden, leichten Besetzung mit nur 16 Paddlerinnen und Paddlern pro Boot kamen beide Drachenboote wieder sicher durch die beachtlichen Wellenberge nach Hause.
Die Erinnerungen an die wahnsinnig vielen bunten und unterschiedlichsten Booten, an den Applaus der Menschen bei der Einfahrt in den Canale Grande und die herausfordernden Kilometer mit dem Drachenboot werden bei allen noch lange nachhalten.
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