Sandbank0109.08.2017 Autor: Steffi Schneider

Mit dem Drachenboot durch Venedig. Eine fixe Idee? Nein, eine der tollsten Erfahrungen, die man als Wassersportler machen kann!

Die Vogalonga ist keine Regatta im klassischen Sinne sondern vielmehr eine farbenfrohe Demonstration gegen den motorisierten Verkehr in der Lagune von Venedig und der Stadt selbst. Die dort täglich verkehrenden Fähren, Motorboote und Kreuzfahrtschiffe verschmutzen das Wasser und zerstören nach und nach die Bausubstanz der auf Schwemmland errichteten Stadt.

Am Pfingstsonntag jedes Jahres gehören die Gewässer deshalb allein nicht-motorisierten Booten aller Klassen – ob Gondeln, Ruderbooten, Kanus oder eben Drachenbooten. Die Strecke beginnt in malerischer Kulisse am Markusplatz, führt durch die Lagune hinaus bis nach Burano und Murano und zurück nach Venedig. Nach fast 30 Kilometern werden die „Vogatori“ genannten Bezwinger der Vogalonga mit einer unvergesslichen Fahrt durch den Canale Grande belohnt.

 

Doch bis der Vogatori dort angelangt ist, liegt noch einiges vor ihm. Die Anreise zum Beispiel. Das Drachenboot wurde mit allem Zubehör wie Trommel, Ruder und Schwimmwesten bis nach Venedig gezogen. Alle 21 Teilnehmer meisterten am Donnerstag die rund 1000 Kilometer lange Fahrt und wurden mit einer fantastischen Unterkunft nur 100 Meter vom Sandstrand belohnt. In den super ausgestatteten Caravans für jeweils sechs Personen im Camping Village Al Boschetto auf der Halbinsel Jesolo fehlte es an nichts. Die gesamte Anlage war schön angelegt und sehr gut gepflegt.

Am Freitag wurde das Drachenboot auf die Venedig zugewandte Seite nach Treporti gezogen, wo der ortsansässige Ruderverein Drachenbooten aus ganz Europa einen Stellplatz bot. Am späten Nachmittag ging es zum ersten Mal aufs Wasser um den Weg zum Start zu erkunden. Für viele war es die Premiere auf einem offenen Gewässer, mit Wind und Wellen. Dank der Erfahrung von Schlag- und Steuermann meisterten alle das Wasser im Boot genauso wie das wenige Wasser unter dem Boot auf Sandbänken.

 

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Den Samstag verbrachten alle entweder entspannt am Strand oder mit Sightseeing in Venedig. Die Startunterlagen wollten ja auch noch abgeholt werden.

Am Sonntag, dem großen Tag, klingelten die Wecker zeitig und schon um 6.30 Uhr saßen alle im Boot. Schließlich mussten bis zum offiziellen Start um 9 Uhr noch 10 Kilometer bis zum Markusplatz gepaddelt werden. Zu dieser frühen Stunde hatten die motorisierten Boote noch kein Fahrverbot und sorgten wieder für mächtig viel Wasser im Boot. Die erste Welle ließ sich parieren, doch die zweite landet dann im Boot. Es folgte das Kommando: „Die Schöpfer schöpfen, die Paddler paddeln“ und mit einem Schreck im Nacken erreichten alle die erste Pause vor dem Start. Dann gegen 8.30 Uhr: Boot an den Stadt manövrieren, inmitten der 2000 weiteren Boote seinen Platz finden. Um 9 Uhr ertönte der Kanonenschlag und die 7600 Paddler gingen auf die Strecke. Was für eine Kulisse!

Die kommenden 30 Kilometer waren eine der schönsten Erfahrungen, die man als Wassersportler machen kann. Boote und Menschen aller Couleurs. Tausende, die diese irren Momente teilen. Gänsehaut pur. Irgendwann vergisst man fast, dass man paddelt und genießt die Atmosphäre. Wenn man nach rund 25 Kilometern endlich in den Canale Grande einfährt, die Menschen am Rand applaudieren und jubeln, wenn man unter der Rialto Brücke hindurchfährt und sich selbst zwicken muss… Ja, es war anstrengend, aber wir hatten alle mit Schlimmerem gerechnet. Wir waren nach insgesamt 50 Kilometern und rund 10 Stunden auf dem Wasser einfach richtig kaputt, einige hatten vom ganztägigen Schaukeln des Bootes „Seegang“. Nach einem gemeinsamen Grillabend waren alle Vogatori froh, geschafft, aber glücklich ins Bett zu gehen.

Den abschließenden Pfingstmontag verbrachte jeder nach Lust und Laune, ob am und im Wasser oder beim erneuten Sightseeing in Venedig.

Ein großes Dankeschön an Bastian für die Idee und fürs geduldige Organisieren, an Sten fürs Steuern, an Kevin aus Magdeburg für seine Routine auf Schlag und an Enrico aus Bitterfeld für den Bootstransport! Und natürlich danke an alle, die mit waren. Es war großartig!